Abstract ·
Dieser Artikel nimmt Ausgang von einem verbreiteten Topos der chinesischen Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts: dem der Rückständigkeit Chinas. Es wird beschrieben, wie China mit dieser vermeintlichen, d.h. verspürten Rückständigkeit umgegangen ist. Dabei wird zwischen drei Phasen unterschieden: Zunächst der Forderung nach ‚totaler Verwestlichung‘ (1880–1925), dann einer gemäßigten Version dieser Forderung als ‚westliche Synthese‘ zwischen chinesischem und westlichem Denken (1920–1980) und  zuletzt der Phase, in der sich das heutige China immer noch befindet: der Forderung einer ‚chinesischen Synthese‘, bei der der Gedanke einer vermeintlichen Rückständigkeit endgültig überwunden zu sein scheint. Die Hauptthese ist, dass sich die chinesischen Philosophen dabei implizit am westlichen Fortschrittsgedanken orientieren und dass so selbst der Imagewandel des Konfuzius, der für das jetzige China charakteristisch ist, und der relativ junge ‚New Confucianism‘ der Realität eines verwestlichten und kapitalistischen Chinas so sehr angepasst sind, dass vom ‚Alten‘ kaum noch etwas übriggeblieben ist.

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