Fernuniversität Hagen
Die Phänomenologie und das Politische
Deutsche Gesellschaft für Phänomenologie
Karl Kraatz – Der Einzelne als zoon politikon?
Ein Querschnitt durch Martin Heideggers frühe Philosophie
Kurzbeschreibung des Vortrags:
Wer sich mit der Philosophie Martin Heideggers beschäftigt, wird zwei Beobachtungen machen können: 1. es gibt bei Heidegger nirgendswo so etwas wie eine Ethik oder eine Theorie des politischen Handelns; Und 2.: Es gibt innerhalb der gesamten Philosophie Heideggers eine starke Betonung des Einzelnen. Ob in der Frühphilosophie als ‚Zuspitzung auf die Selbstwelt‘, als ständige Hervorhebung des Vollzuges, als Jeweiligkeit oder Jemeinigkeit, als Einsatz und Entscheidung und sogar als Entschlossenheit zu sich selbst. Sogar das Konzept der Eigentlichkeit trägt diesen Hinweis auf das ‚Eigene‘.
Wie hängen diese zwei Beobachtungen zusammen? Es scheint sehr einfach zu sein. Wir haben es wohl bei Heidegers Philosophie mit einer subjektivistischen, vielleicht sogar egoistischen, solipsistischen, mono-logischen und dezisionistischen Philosophie zu tun. -- Es ist klar, dass man alles, was mit den ‚Anderen‘, mit den Mitmenschen, mit einer Ich-Du Beziehung zu tun hat, bei Heidegger vermissen wird. Eine Moral gibt es nicht, auch nicht eine Theorie des politischen Handelns und natürlich auch keine Theorie der Institutionen. Irgendwie ist es dann auch naheliegend, dass Heidegger in den 1930er Jahren dem Nationalsozialismus in die Arme läuft. Vielleicht könnte man aus Heideggers nationalsozialistischem Engagement auch Rückschlüsse auf seine frühere Philosophie ziehen? Ist diese Philosophie nicht ganz versteckt in ihrem Kern letztendlich zutiefst faschistisch?
Die Beobachtungen sind richtig: Es fehlt so etwas wie eine explizite Ausformulierung davon, wie ein gutes und gelingendes Zusammenleben aussehen könnte. Und auch die zweite Beobachtung ist richtig: die ständige Betonung des Einzelnen in Heideggers Philosophie. Aber die Deutung beider Beobachtungen und wie sie zusammenhängen, ist nur vermeintlich eine Selbstverständlichkeit. Gerade die Fokussierung auf den Einzelnen, auf das solus ipse, erlaubt eine Fundierung der Ethik und damit auch des politischen Zusammenlebens. Es gibt in Heideggers Philosophie eine Konzeption des Einzelnen als politisches Wesen. Es gibt so etwas wie eine Konzeption der intersubjektiven Verbindlichkeit, die in der Analyse des Selbstverhältnisses des Daseins ihren Ursprung hat. [...]
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